Flusskrebse in der Schweiz
Der Edelkrebs
Der Flusskrebs gehört zu der Gruppe der Diantennata, d.h. er ist im Besitz zweier Antennenpaare. Die Antennen dienen dem Tast- und Chemosinn. Am basalen Stielglied der Antennen liegt die Statocyste als Schweressinnesorgan (Gleichgewichtsorgan). Man kann sich die Statocyste als kleine Höhle vorstellen, die mit vielen kleinen Sinneshärchen ausgestattet ist. Das Tier sammelt Steinchen aus der Umgebung auf und steckt sie in die Höhlen. Kommt er aus dem Gleichgewicht, so rollen die Steinchen zur Seite und reizen die Sinneshärchen. Das kann er spüren und gleicht seinen Zustand durch strampeln mit den Beinen wieder aus. Der Krebs ist ein beliebtes Versuchstier, besonders sein Gleichgewichtssinn wurde aufs genaueste ausgetestet. So hat man z.B. all seine Sandkörner entfernt und ihn auf Eisenspäne gesetzt. Nachdem er Eisenspäne eingesammelt hatte, setzte man ihn auf einen Magneten. Er verzweifelte!! Am Ende der anderen Antennenpaare liegt das Exkretionsorgan.
Die Beine des Krebses und ihre Funktion
Der Flusskrebs hat 10 Beinpaare, davon 5 am Cephalothorax und 5 am Abdomen.
Die Scheren gehören zwar zu den Beinpaaren, mit ihnen kann der Krebs aber nicht laufen. Sie dienen zum Ergreifen und Zerkleinern der Beute, und er stellt sie bedrohlich auf, wenn man ihn angreift. Es bestehen geschlechtliche Unterschiede in der Scherengröße, die der Weibchen sind kleiner als die der Männchen.
Er hat vier Paar Schreitbeine. Mit ihnen kriecht und stelzt der Krebs über den Boden. Die ersten beiden Paare haben noch Scheren an ihren Enden, d.h. sie werden auch zur Nahrungsaufnahme verwendet. Schließlich sind noch die 5 Paar Gliedmaßen an der Unterseite des Abdomens zu nennen. Hier handelt es sich um Schwimmfüße, wobei beim Männchen das erste Paar zu Gonopoden (Besamungswerkzeug) umfunktioniert wurde, während es beim Weibchen wichtig ist für die Eiablage sowie zum Festhalten für die Kleinen. Eigentlich jedoch sind es Schwimmfüße, und 4 Paare werden auch als solche genutzt, wenn man den Krebs überrascht bzw. erschreckt. Dann biegt er heftig und ruckartig seinen Schwanzfächer ein und schnellt zurück.
Der Carapax entsteht durch Verwachsungen der Kopf-, Brust- und aller Thoraxsegmente. Er ist hart und besteht aus Chitin und Kalksalzen. Chitin ist ein Abscheidungsprodukt aus der äußeren Hautschicht. Es ist leblos und vor allem wasserundurchlässig. Denn der Flusskrebs muss sehr darauf achten, dass sein Salzgehalt im Körper stimmt. Er ist marinen Ursprungs und seine Körpersäfte haben noch ähnlichen Salzgehalt wie das Meer.
Nahrungsaufnahme und Verdauung
Der Flusskrebs ist ein Allesfresser. Er frisst nachts, am Tage zieht er sich lieber zurück. Die Speisekarte des Tieres könnte so aussehen: Insektenlarven, Würmer, Kaulquappen, Aas, Wasserflöhe, Süßwasserkrabben, Muscheln, Blutegel, Schnecken und auch Pflanzen. Mit seinen großen Scheren packt er sich seine Beute und zerdrückt sie. Der Krebs kaut nicht, schneidet nicht, er zerreisst seine Beute. Während er das Opfer zerzupft, führt er sich Stück für Stück die Teilchen zu den Mundgliedmaßen, wo sie zerkleinert werden. Dann folgt im Vorderdarm ein Kauprozess. Dieser Kaumagen ist mit äußerst harten Wänden ausgestattet und zermalmt die Nahrung vollends.
Atmung
Der Krebs ist ein Kiemenatmer. Die Kiemen sitzen an den Basen der Beine. Das Wasser fließt dort ein und wird am Ansatz der Fühler wieder ausgepresst. Das ist auch für die Exkretion sehr vorteilhaft, denn auch die Antennendrüsen sitzen am Ende der Fühler. In die Kiemen ragt ein blattförmiger Anhang, der ständig wippende Bewegungen macht, um das Wasser einzuleiten. Der Wasserstrom kann auch von unten nach oben gehen. Das ist z.B. wichtig, wenn der Krebs sich eingräbt.
Befruchtung und Brutpflege
Die beiden Geschlechter finden sich mit Hilfe des chemischen Sinnes. Paarungszeit ist im Herbst. Wie gesagt sitzen Chemorezeptoren an den Antennen. Der Kopulation geht eine Häutung des Weibchens voraus. Das Männchen jagt nun das Weibchen, und wenn er sie erwischt hat, packt er sie mit seinen Scheren und wirft sie auf den Rücken. Dann setzt er den Samen auf die Brust und formt mit seinen Begattungswerkzeugen etwa 1cm lange "Würstchen". Die Spermien liegen in einer Kapsel (Spermatophoren). Diese "Würstchen" klebt er in die Nähe der Geschlechtsöffnung des Weibchens. Nun verbuddelt sich das Weibchen, so dass nur noch ihre Scheren und ihr Kopf rausgucken. In 1 1/2 Monaten reifen ihre Eier aus und werden dann gelegt. Der dabei mit austretende Schleim löst die Spermatophoren, und die Eier werden befruchtet. Rund 200 Eier legt sie, davon werden aber nur knapp 20 befruchtet. 6 Monate lang bleiben die Eier an ihrem Hinterleib haften. Die Kleinen sind sofort fertige Krebse, sie durchlaufen kein Larvenstadium wie all ihre Verwandten. Die erste Häutung erleben die Kleinen noch im Schutz der Mutter, aber dann geht es schon alleine weiter. Nach 4 Jahren erreicht ein Astacus die Geschlechtsreife und ist ausgewachsen. Die Lebenserwartung liegt bei ca. 20 Jahren.
Der Steinkrebs
Gefährdung
Die in den letzten Jahren nachgewiesenen Bestände, waren sehr oft klein. Deshalb gelten sie als gefährdet. Er war aber nie so von der Krebspest bedroht wie der Edelkrebs. Was an seinem etwas anderen Lebensraum liegt (schnellfließende Gewässer), in den die ausländischen Krebse nie richtig vordrangen. Seine Gefährdung geht mehr von der intensiven Nutzung der Fliessgewässer aus. Veränderungen im Lebensraum können verheerende Auswirkung auf den Bestand haben.
Beschreibung
Der Steinkrebs ist die kleinste einheimische Krebsart. Der Steinkrebs hat nur eine Leiste hinter dem Auge, Astacus astacus, Edelkrebs zwei hintereinanderliegende. Hinter der Nackenfurche an den Seiten des Carapax keine ausgeprägten Dornen. Kleine unscheinbare Erhebungen können vorhanden sein. Damit kann man ihn vom Austropotamobius pallipes, Dohlenkrebs und Orconectes limosus, Kamberkrebs unterscheiden. Das Rostrum hat die Form eines breites Dreiecks. Der Außenast der zweiten, langen Antenne ist gezackt. Süßwasserkrebse haben im Gegensatz zu den Krabben abgeplattete Endgliedmaßen, die einen Schwanzfächer bilden. Die beiden einheimischen Arten Steinkrebs und Fluß- oder Edelkrebs sind nicht leicht unterscheidbar.
Maximale Grösse: 8 cm
Lebensraum
Sein Lebensraum ist das Kalt- und Süßwasser. Er bewohnt meist klare Gebirgsbäche mit kiesigen Grund, in welchen er schneller fließende Abschnitte bevorzugt. In den höher gelegenen Fließgewässern ist er noch relativ häufig zu finden. Gelegentlich wird er auch noch in höher gelegenen Seen gefunden, wo er das Uferbereich bevorzugt. Er sucht sich seine Verstecke unter großen Steinen. Krebse kriechen erst in der Dämmerung hervor.
Die Flusskrebse sind Indikatoren für Gewässergüte und deshalb bei uns längst schon kein alltäglicher Anblick mehr.
Futter
Die Hauptnahrung ist kleines Wassergetier. Er geht aber auch gerne an Aas wie kranke oder tote Fische und ist somit eine Art Gewässerpolizei, die für die Pflege der Gewässer sorgt.
Heimat
Er kommt besonders im Schwarzwald, im Alpenvorland (Oberschwaben), im Schwäbisch-Fränkischen Wald und im Hohenloher Land vor. Auch im Albvorland und im Schönbuch südlich und nördlich des oberen Neckar. Voraussetzung für eine Ansiedlung ist ein fester Untergrund, der nicht bei Hochwasser abgetragen wird.
Zucht
Die Weibchen tragen ihre Eier bis zur Entwicklung schwimmender Larven an den hinteren Gliedmaßen mit sich.
Der Dohlenkrebs
Die Färbung ist bräunlich. Er hat hinter der Nackenfurche zwei (drei) deutlich sichtbare Dornen und nur ein Paar Augenleisten. Er hat einen Kiel auf dem Rostrum. Die Rückenfurchen ziehen sich getrennt voneinander von der Nackenfurche bis zum hinteren Rand der Carapax. Die Seiten vor der Nackenfurche sind glatt. An der Basis des Aussenastes der langen, zweiten Antenne ein deutlich sichtbarer Dorn. Wird bis zu 10 cm lang. Süßwasserkrebse haben im Gegensatz zu den Krabben abgeplattete Endgliedmaßen, die einen Schwanzfächer bilden.
Verbreitung
Der Dohlenkrebs kam schon immer nur in einem eng begrenzten Gebiet des südlichen Oberrhein, des Hochrhein und in den Vorbergen des Schwarzwaldes vor, wo die nordöstlichste Grenze seines Verbreitungsgebietes liegt. In der Regel kommt er östlich des Rhein nicht mehr vor. Sein Vorkommen ist besonders aus wissenschaftlicher, zoogeographischer Sicht bedeutend.
In der Schweiz kommt der Dohlenkrebs fast ausschliesslich in der westlichen Landeshälfte vor. Verbreitungsschwerpunkte östlich vom Smaragd-Gebiet Oberaargau gibt es nur flussabwärts im Kanton Aargau. Allgemein macht auch dieser Art die Isolierung der Restvorkommen zu schaffen.
Lebensweise
Sein Lebensraum ist das Kalt- und Süßwasser. Versteckt sich, ähnlich wie der Astacus astacus, Edelkrebs tagsüber in Höhlen und unter Baumwurzeln im Uferbereich und kommt erst in der Dämmerung heraus. Er scheint im Vergleich zum Austropatamobius torrentium, Steinkrebs tiefergelegene Regionen von kleinen Fließgewässern und insgesamt langsamer fließenden Bächen zu bevorzugen.
Die vom Dohlenkrebs besiedelten Bäche fliessen teilweise an landwirtschaftliche genutzten Flächen vorbei, andere wiederum durch geschützte Waldgebiete. Eine fischereiliche Nutzung findet an einem kleinen Teil der Bäche statt.
Nahrung
Die Hauptnahrung ist kleines Wassergetier. Er geht aber auch gerne an Aas wie kranke oder tote Fische und ist somit eine Art Gewässerpolizei, die für die Pflege der Gewässer sorgt.
Fortpflanzung
Die Weibchen tragen die Eier solange an den hinteren Gliedmassen mit sich herum, bis die Larven schwimmen können.
Gefährdungsgrad
RL 4 S = durch Seltenheit gefährdete Art (1996).
Sehr gefährdet. Er ist hauptsächlich aufgrund seiner begrenzten Verbreitung gefährdet. Deswegen ist er ganzjährig geschützt.
Einige Populationen sind durch kleinere Wasserfälle vor dem Einwandern anderer Krebse geschützt. Diese sollten aus Schutzgründen auch nicht abgebaut werden. Schon wenige lokale Belastungen können eine kleine Population zum Aussterben bringen.